11. Januar 2017

Grüezi, wir melden uns aus Land Nummer 6


Burma, Birma oder Myanmar wie es heute heisst, ist erneut ein Land voller Überraschungen. Die erste Station ist Yangon. Am Flughafen treffen wir unsere Besucher und neuen Reisegspändli, Didi und Petra. Nach kurzem relaxen im Hotel, machen wir uns auf die Suche, nach etwas zu Futtern. Wir staunen nicht schlecht, als wir die kulinarische Hochburg von Myanmar bereits am ersten Abend finden, nur war uns das erst am Schluss der Myanmarreise klar. Die netten Leute vom Hotel erklärten uns, wo wir einen Nachtmarkt mit Essen finden und wir marschieren los. Bald treffen wir auf erste Stände. Früchte und Gemüse werden angeboten, Nudel- und Reisgerichte gekocht. Alles so richtig Streetfood, ob unsere zarten Europäermägen das vertragen? Hat doch vor allem Priska schon einige Erfahrungen mit unverträglichem Essen gemacht und wir alle möchten dem hier aus dem Weg gehen. Weit und breit ist keine andere Möglichkeit zum Essen in Sicht. Also entschieden wir uns, nach langem hin und her und beobachten wie sauber und heiss gekocht wird, für einen Stand. Wie alle Locals setzen auch wir uns auf die Kinderstühle, die um die Tischchen am Strassenrand platziert sind. Mir kommen die Stühle vor, wie bei Schneewittchen und den sieben Zwergen! Die nächste Herausforderung steht an. Die Menu Karte ist in burmesisch geschrieben. Zum Glück sind da noch Bilder. Das Essen zwischen all den burmesischen Leuten, den bettelnden Kindermönchen und dem Strassenlärm war super! Der erste Tag in Myanmar hatte einen guten Abschluss und auch die Nacht verlief für alle ohne ungewöhnliche Toilettengänge!
 
Dieser Fisch war der beste überhaupt!

Wie Schneewittchen und die Zwerge :-)
Die Lokals essen so, an Spiesse gesteckt und in einer Suppe gewärmt, verschiedenste Innereien! Grr...


In Yangon besuchen wir die Erste von hunderten Pagoden, die wir in diesem Land noch sehen werden. Die Shwedagon – Pagode ist ein riesiger buddhistischer Tempel mit unzähligen, vergoldeten Türmen und Türmchen. Hier lernen wir, wie man den Wochentag an dem man geboren wurde ehrt und wie man im Buddhismus mit Glockenschlag das Glück teilt. Wir wollen Buddha gut stimmen und teilen das Glück gerne. Kann ja nicht schaden, wenn Buddha etwas über uns wacht.


Diese Kuppe soll mit 60 Tonnen Gold belegt sein und ganz an der Spitze glitzert in der Sonne ein Diamant.
 
 

 
Der Freitag ist der Tag, an dem Priska und Petra geboren wurden. Sie ehren gerade den Buddha und das Meerschweinchen, welches diesem Tag gewidmet ist. Drei Becher Wasser, bestimmt sehr heiliges Wasser, werden über die Figuren gegossen.
 
 
 
 

Der Löwe ist dem Dienstag und den Menschen die an einem Dienstag geboren wurden gewidmet. Wie unter vielen anderen auch Noëla.
Nachtrag Priska: Heimlich hätte ich auch lieber den Löwen, den Vogel "Galon" von Didi's Sonntag möchte ich jedoch nicht, selbst zwischendurch ein Vogel zu haben, reicht mir vollkommen aus. Meerschweinchen sind auch ganz herzig, die erinnern mich an meine Kindheit, zudem will ich ja bescheiden bleiben und nicht überheblich werden, so bin ich doch wieder zufrieden mit meinem zugeteilten Tierchen.
Drei mal soll mit dem Stock an die Glocke geschlagen werden, um das Glück zu teilen.


Bei jeder Pagode gibt es eine Glocke.
 


Wo will der mit meinem Pass hin?

Ein Zugticket nach Bago zu kaufen, ist ein grösseres Unternehmen. Zuerst müssen wir den richtigen Schalter finden. Der befindet sich hinter dem Bahnhof, ist verlassen und ausgestorben. Ohne Pass geht in diesem Land gar nicht,s auch nicht Zugtickets kaufen. Es scheint, dass der Staat immer nachvollziehen können möchte, wo sich die Touristen aufhalten. Deshalb müssen auch wir uns mit Passnummer registrieren lassen. Naja, "registrieren", der nette Herr am Schalter trägt all unsere Daten von Hand in eine Liste ein. Selbst die Tabelle für die Liste wurde manuell mit Lineal angefertigt.

Die Zugfahrt nach Bago ist gemütlich, der Zug fährt nicht sehr schnell und so kann die Landschaft gut genossen werden. Die Reisfelder werden mit Ochsengespann aber auch mit Traktoren bearbeitet. Die Unterschiede zwischen der herkömmlichen und modernen Bewirtschaftung der Felder scheint sehr gross. In jeder Unterkunft müssen wir mit Passnummern und Visanummern einchecken und das Ganze auch noch kopieren. So auch in Bago, nur das Hotel hier hat keinen Kopierer. Ein Angestellter des Hotels will mit unseren Pässen verschwinden, um sie zu kopieren. Das gefällt mir gar nicht (habe ich doch mein Pass auf dieser Reise sehr lieb gewonnen) ich bestehe darauf, dass ich die Pässe begleiten will. So kurve ich mit einem jungen Hotelmitarbeiter hinten auf dem Roller durch Bago. Die Pässe werden nicht nur von mir, sondern noch von unzähligen verwunderten Blicken begleitet.
Mit dem Bus reisen wir am nächsten Tag zum Goldenrock. Wie könnte es anders sein, dies ist eine Pagode. Das besondere dieser Pagode ist, sie ist auf einem goldenen Stein erbaut worden. Die Männer bringen etwas neues Gold an dem Stein an, die Frauen dürfen nicht mal ganz an den Stein ran.
 
Gemütlich grasen die Geissen auf den Schienen.


 

Bereits die Kinder wissen, wie mit dem Ochsengespann umzugehen ist!


Didi zieht es zu den Kühen.

Naja, wie Strassentauglich der noch ist? Ob er überhaupt noch fährt!
Nur die Männer dürfen ganz an den Stein ran und bringen an ihm Gold an, ich denke, um Buddha zu ehren.
 
Auch diese Glocken sollen, wenn sie läuten, das Glück teilen.
 
Wo sind nur die schwimmenden Gärten?
Eine ewig lange Fahrt in einem Kühlschrankbus bringt uns zum Inlesee. Ich glaube, die Burmesen sind so stolz auf ihre Klimaanlagen, dass sie allen zeigen möchten, wie gut die funktionieren und so fest kühlen, dass wir am liebsten eine dicke Winterjacke hätten. Die Fahrt dauert bereits eine Stunde länger als uns gesagt wurde. Es ist dunkel als der Busbegleiter sagt, wir sind da und uns hilft das Gepäck auszuladen. Mein maps.me (ein super App, ohne dass wir nicht mehr reisen möchten) sagt, dass wir noch 40 Kilometer vom Inlesee entfernt sind. Fährt dieser Bus tatsächlich nicht näher an unser Ziel? Doch die Strasse führt direkt in diese Richtung? Fragen wir doch besser mit Händen und Füssen nochmals den Chauffeur. Tatsächlich, die Fahrt im Bus geht sicher nochmals eine Stunde über die Berge weiter. Da es bereits spät ist, als wir im Hostel ankommen, dürfen wir hier ohne Registrierung eine Nacht verbringen. Doch folgt natürlich die ganze Passnummerprozedur am nächsten Morgen, bevor wir mit dem Velo erste Erkundungen machen. Unterdessen wissen wir unsere Passnummer auswendig!

Rund um den Inlesee ist ein Sumpfgebiet. Wasserbüffel grasen bauchtief im Wasser gemütlich das Grün, was auch immer es ist. Hunderte von Enten scheinen die Ruhe zu geniessen. Die Leute leben in Häusern auf Stelzen, statt ein Auto scheinen alle ein Boot zu haben. Wir überlegen uns, ob die Jugendlichen am Wochenende, statt nach dem Auto, bei den Eltern nach dem Boot fragen, um in den Ausgang zu können. Damit wir etwas vom See sehen, machen wir eine Bootstour. Bald fahren wir an den ersten Ein-Bein-Ruderer vorbei. Damit sie beide Hände für den Fischfang frei haben, haben sie sich eine spezielle Technik zum Rudern zugelegt. Die können tatsächlich ein Bein um das Ruder schlingen und so rudern. Eindrücklich dies zu sehen, nur war für mich etwas enttäuschend als der Guide sagt, «Diese Fishermen stehen extra für die Touristen bereit!» In einem auf Stelzen, im Wasser stehenden Haus, sehen wir, wie aus den Stängeln der Lotuspflanze Faden und schliesslich Stoff gemacht wird. Das Interesse der Leute, die Stoffe zu verkaufen, ist jedoch sehr gross. So werden wir schnell in den Ladenteil des Hauses geführt. Die Tour geht weiter zum Schmied. Auch hier ist die Vorführung nur kurz und die Verkaufsgespräche sind intensiv. Der Goldschmied und die Zigarettenfabrikation gesellen sich im ähnlichen Stil dazu. Von den Longneckfrauen bin ich ebenso enttäuscht. Sitzen die doch da, wie aus einem Katalog ausgeschnitten oder wie Affen im Zoo. So gar nicht mein Geschmack. Als ich am Abend den Reiseführer studierte, war ich mir sicher, genau diese beiden Frauen auf dem Bild wieder zu erkennen. Gibt es also von diesem Stamm nur noch zwei, drei Frauen die sich ausstellen lassen? Hoffentlich werden sie immerhin gut bezahlt! Die Zeit vergeht schnell, bald geht die Sonne unter und wir haben die schwimmenden Gärten noch nicht gesehen. Fragen wir doch mal beim Guide nach. "Die sind gleich links und rechts, schaut nur", meint dieser. Ist es denn nicht möglich, etwas näher ran zu fahren und vielleicht eine kleinere Wasserstrasse zu nehmen? Klares Nein kommt entgegen, das können nur die Besitzer und Pflücker. Sehr schade, haben wir doch überall von diesen schwimmenden Gärten mit Blumen, Tomaten und Chillis gelesen.

Der Wasserbüffel mag diese Gegend.

Rund um den Inlelake ist es sumpfig.

Eine Touritour auf dem See.

 
Diese Fishermen stehen für die Touren bereit.




 
Sind das die schwimmenden Gärten und ist das alles was wir zu sehen bekommen?


Aus den Stängeln der Lotuspflanze wird Faden hergestellt.




Und mit dem gefärbten Faden Tücher.

Die Longneckfrauen sitzen da, wie im Reiseführer abgebildet!

Überall hat es in grossen Tonkrügen Wasser, welches für Besucher bereit steht.



Am Abend fragen wir im Städtchen noch einige Einheimische, ob es nicht möglich ist, die Gärten zu besuchen. Alle meinen nein, nur das, was die Bootstour bietet. Naja, dann müssen wir wohl oder übel aufgeben. Sogar Priska gibt auf, die doch ziemlich hartnäckig an der Gartensache dran war.

 

Schöne Überraschung
Am folgenden und letzten Tag am Inlesee machen Petra und ich uns alleine auf den Weg. Mit dem Velo wollen wir die andere Seeseite erkunden. Laut Karte soll es da ein Dorf mit einem Pier geben. Der ist einfach zu finden, alle Einheimischen zeigen uns den Weg. Am Pier angekommen, geht es ohne Velo weiter. Mal schauen, wie weit raus wir da gehen können. Unser Spaziergang wird oft von Bootsfahrern unterbrochen, die uns eine Tour anbieten. Dankend lehnen wir immer ab, wir waren ja bereits gestern auf einer Bootstour. Wir trauen unseren Augen kaum, bald wird der Pier gesäumt von schwimmenden Gärten. Die sind fast zum Anfassen nah. Wenn doch Priska das nur sehen könnte! Am Ende des Piers finden wir raus, dass diese Leute hier nicht Bootstouren zu all den Läden anbieten. Diese Leute rudern ein flaches Kanu durch ihr Dorf. Mit der Hoffnung, doch noch ganz ganz nah an die schwimmenden Gärten zu kommen, steigen wir in ein, für uns wackliges, Kanu ein. Ich komme nicht aus dem Staunen. Ich kann die Farben, das Licht und die Spiegelungen nicht in Worte fassen. Hätte ich Socken angehabt, hätte es mich glatt aus den Socken gehauen. Erst recht als die beiden Frauen das Kanu so nah an schwimmende Gärten heran ruderten, dass sie uns eine Tomate ernten konnten. Diese halbe Stunde Kanufahrt war das Schönste, was ich in dieser Region erlebte. Ich muss immer wieder an Priska denken. Sie hat sich das so fest gewünscht, dies sehen zu können.




Die lang ersehnten schwimmenden Gärten.


 
Wie die Leute auf dem Wasser leben.


Diese Frau kehrt mit der Ernte aus ihrem Garten zurück.
 
Baustelle auf dem und im See.


Die Schüler werden am Steg abgeholt.

 
Und mitten im Leben die Touristen.



Ich staune nicht schlecht, als wir am Abend Didi und Priska wieder treffen und wir uns gegenseitig unsere Erlebnisse vom Tag erzählen. Wir hätten den Tag auch zu viert verbringen können, sind doch unsere Storys fast identisch. Bin ich froh, hat Priska die schwimmenden Gärten auch noch richtig gesehen. So konnten wir am nächsten Tag alle, wie geplant und zufrieden weiter nach Kalaw reisen.

 Das Leben und die Leute rund um den Inle Lake



Wassertöpfe in verschiedenen Varianten.


 




 
 
Spontaner Besuch auf dem Hof.
 
Lifestyle vor der Haustüre.
 
Fleissige Schüler und...
 

...ihre Lunchboxen.

 

Chili, Mais, Knoblauch, ... alles wir in der Sonne getrocknet.