21. Januar 2017

Bootfahrt Bagan - Magway


Wir müssen schon wieder früh aus den Federn um 5.30 werden wir von «Nii» (So sollen wir ihn nennen, denn sein richtiger Name können wir sowieso nicht aussprechen) unserem organisierten Guide abgeholt. Alles klappt wie am Schnürchen und wir sitzen auf der Ladefläche eines Pickups. Auf dem Boot erwartet uns auch schon sein Grossvater, der mit seinem Kapuzenpullover im Morgengrauen eher wie ein Teenager wirkt. Wir geniessen den schönen Sonnenaufgang und hören irgendwann auf zu zählen, wie viele Heissluftballons über der Stadt in die Höhe gleiten. Ein tolles Bild vom Fluss aus!

 


 
Nii und sein Grossvater im roten Kapuzenpulli
 

So früh am Morgen sind wir noch recht müde


 
 


Mit Nii besichtigen wir einige Dörfchen, er ist auch zum ersten Mal da und beschafft sich gut die Infos, die er braucht. In Myanmar besichtigt man vor allem Pagoden und Monasteries. Zum Essen führt er uns zu einem Gebäude im Kolonialstil, welches schön restauriert wurde. In Myanmar ist es nicht immer einfach, sich in Englisch zu verständigen, so staunen wir nicht schlecht, als die Besitzerin plötzlich Deutsch mit uns spricht. Nicht nur die gewohnten Floskeln, sondern richtig fliessend mit einem grossen Wortschatz, eine ganz tolle Frau. Sie war 10 Jahre lang Touristenführerin und lernte in der Schweiz Deutsch. Wir plaudern und lachen 2 Stunden, erfahren viele spannende Dinge über Myanmar, wie es früher war, was sich veränderte usw. Dies ist nicht so einfach, da allgemein nicht so viel über Politik oder das Land gesprochen wird, wir denken, es ist immer noch ein Tabuthema.
Sie erklärt unserem Guide, wie wir im nächsten Dorf zum Pagodenfest finden. Einmal im Jahr kommen hier die Leute der umliegenden Dörfer zusammen und feiern. Wir werden da bestimmt die einzigen Touristen sein und so war es auch.

 


 

Das Pagodenfest


 Im Dorf angekommen, wartet der Grossvater auf dem Boot und Nii wird schon bald vom Dorfchef begrüsst. Er begleitet uns gerne zum Fest und gibt auf uns acht. Auf dem Weg zur Pagode, besuchen wir einen alten Mumien-Mönch, welcher verehrt wird. Es ist nicht immer ganz einfach, den Geschichten zu folgen und sie zu verstehen.

Beim Festplatz angekommen, wirkt es wie eine grosse Chilbi bei uns. Alle schauen uns an, wollen uns auch noch begleiten, Hallo sagen, unsere Hände anfassen, wir könnten uns auch ein Tattoo stechen lassen auf eine eher traditionelle Weise. Zum Glück besitzt Petra bereits ein Tattoo, dass sie zeigen kann und so sind wir fein raus. Weiter geht’s mitten ins Getümmel, vorbei an spannenden Marktständen, mitten in der Menschenmasse. Immer wieder werden wir für Selfies gefragt, wer ein Handy hat, schiesst mit uns Fotos, wer keins hat, fragt einfach, ob wir mit unserer Kamera von ihnen ein Foto machen, Hauptsache auf dem Foto. Vor mir sehe ich, wie Didi einem Kind auf dem Arm ein Kuss geben soll, der Vater ist ganz aus dem Häuschen und Nii erklärt uns, dass der Herr noch nie im Leben einen Touristen gesehen hat. So wird auch mir das Kind vor die Nase gestreckt, damit es einen Schmatz auf die Wange kriegt. Uns passt das zwar gar nicht. Aber der Monsieur war überglücklich und bedankte sich. Bei der Pagode scharen sich immer mehr Leute um uns, dabei wollen wir auch nur den Buddha besuchen und ihm nicht die Show stehlen. So kehren wir zurück zu den Marktständen mit inzwischen 4 Guides. Uns werden immer wieder Köstlichkeiten zu gestreckt, doch aufgrund unserer Mägen lehnen wir jeweils dankend ab. Zum Glück kann Didi das Eine oder Andere versuchen, damit wir nicht ganz unhöflich wirken.

Wir bestaunen die Strasse mit lauter aufgehängten Bananen, die in der Abendsonne leuchten. Nii erklärt uns, der Herr am Bananenstand möchte uns zum Aussichtspunkt zu den Zelten führen. Wir folgen ihm. Schon werden wir von einer grossen Menschenmasse begrüsst und zum Abendessen eingeladen. Ich versuche Nii zu erklären, dass wir nur ganz heisse Speisen essen können. Wir werden durch ein Labyrinth von Zelten geführt und landen bei einer Familie. Wir werden gebeten abzusitzen und es dauert nicht lange, werden uns Reis- Gemüse- und Fleischtopf serviert. Das Zelt ist inzwischen platschvoll mit Kindern, Frauen, Männern, Jugendlichen, Grossmüttern und -vätern, alle sind da und schauen uns gespannt zu, wie wir essen. Die Leute sind extrem freundlich, kümmern sich um uns, fragen, ob es uns schmeckt, ob wir anschliessend auch zum Tanz kommen, uns die Show ansehen etc.  Reis und Gemüse kommen frisch vom Feuer und sind heiss, so traue ich mich auch, ein wenig zu essen. Vom Fleisch lasse ich lieber die Finger.












 
Sie wollten unbedingt aufs Foto und strahlten um die Wette
 
 

 
 






Burmesischer Medizinstand


 
Sooo eine herzige Frau, sie wich nicht mehr von unserer Seite und wollte unbedingt mit uns zum Tanz

Es gibt kein zurück mehr, Petra wird voller Euphorie durch die Gänge gezogen

Unser Abendessen wartet schon


 
 

Das Beautyprogramm und die Party


Da Didi von Migräne geplagt wird, geht er mit Nii zurück zum Boot. Wir Frauen warten unterdessen im nächsten Zelt, schliesslich sollen wir ja auch noch eine andere Familie besuchen. Die jungen Leute machen sich bereit für den Ausgang, wir staunen, wie sich die Frauen mit Spiegel, Lipgloss und Maskara schminken. Das Makeup darf nicht fehlen, das Puder oder die Paste, welches aus einem Baum hergestellt wird, wird grosszügig im Gesicht verteilt. Für uns wirkt es eher wie ein Geschmier. Nachdem sich die Frauen umgezogen und einander Frisuren gemacht haben, sind die Männer dran. Deren Programm ist schneller abgehalten. Auch uns wird der Spiegel hingehalten, wir wissen, dass wir nicht mehr so frisch aussehen, der Staub ist auf der weissen Haut viel besser sichtbar und wirkt nicht wirklich schön. Aber da hilft der Spiegel auch nicht gross weiter, wir lachen zusammen und bewundern die Frauen, wie hübsch sie aussehen. Die Frauen sehen uns an, wie müde wir inzwischen sind und wollen ständig, dass wir uns hinlegen, bieten uns Kissen an und geben alles, damit es uns wohl ist bei ihnen. Unsere Rucksäcke werden wie Goldbarren bewacht. Wir legen uns nicht hin, da wir wissen, dass wir sonst bis zum nächsten Morgen schlafen werden. Wir zeigen den Frauen ein paar Fotos von der Schweiz auf unseren Handys. Zwei Frauen fassen meine Waden an und sind ganz erstaunt, wie anders meine Haut ist. Sie denken immer wieder, meine Beine wären nicht gesund, weil ich ständig die Sitzposition am Boden wechsle. Meine Beine sind gesund, don’t worry.

Als Nii schliesslich zurück ist, geht es los zur Show. Der Dorfchef begleitet uns natürlich auch, was uns bei der Dunkelheit gerade recht ist. Beim Eingang herrschtt ein grosses Gedränge und Noela musste wieder einmal einem Jungen mächtig die Meinung auf Schweizerdeutsch sagen, da dieser nicht recht wusste, wie er sich beherrschen soll. Im Festzelt drin sitzen wir, wie alle anderen Leute am Boden und betrachten das Bühnenprogramm. Bühnenbild und Kostüme wechseln immer wieder. Dem Polizisten ist nicht wohl und er rät Nii, er solle mit uns umkehren. Unser Bauchgefühl sagt das Gleiche. Wir werden von zwei Polizisten, dem Dorfchef und Nii vom Ausgang zurückbegleitet. So bin ich noch nie von einer Party nach Hause gegangen!

Mit dem Boot müssen wir zudem beim anderen Ufer anlegen, aus Sicherheitsgründen. Wir docken bei einem anderen Schiff an und schlafen auf dem Boden des Bootes. Vom Fest und der Musik herrscht Lärm. Einmal eingenickt, dauert es nicht lange, bis wir von der Schiffsbesatzung nebenan mit der Taschenlampe angeleuchtet werden. Es ist klar, dass man uns anschauen will. Ich ziehe mir den Schlafsack über den Kopf, da ich es nicht mag, ausgestellt zu sein wie damals im Longhouse, als ich mir unter meinem Moskitonetz vorkam, wie ein Donut in der Vitrine. Bald erwache ich wieder, weil mir Wasser ins Gesicht spritzt, wieder ein Plausch unserer Nachbarn. Ich glaube langsam, sie schlafen noch schlechter als wir, weil sie so aufgeregt sind ab den Exoten nebenan und versuchen alles, um uns irgendwie «aufzuguseln», so kommt es mir jedenfalls vor. Am nächsten Morgen, schenken sie uns Frühstück, ganz viel Reis. Ich kann es leider nicht essen, da ich noch mit dem Abendessen zu kämpfen habe. Zum Glück sind wir auf dem Boot! Die nächste Zwangsdiät ist schon da.

Wir hatten 2 abenteuerliche Tage auf dem Boot mit Nii und seinem Grossvater. Als wir am nächsten Tag in Magway mit dem Tucktuck Taxi bei der Busstation ankamen, streckte uns der Chaufer sein Telefon in die Hand, es war Nii, er wollte sicher sein, dass alles klappte. Wir trafen so nette Leute in Myanmar, ich hoffe Nii hat bald die Chance als Guide zu arbeiten und die Bootstour, die er mit uns machte weiterzuführen.





 

Die Myanmarreise schlossen wir am Strand von Chaungtha ab. Wunderschöne Strände, menschenleer und ausgestorbene Hotelanlagen. Scheinbar ist hier nur im April etwas los, wenn die reichen Burmesen hier Ferien machen.

 


 
Wir hoffen, das Land bleibt weiterhin so spannend und eindrücklich und es sei bald möglich für Burmesen Hostels und kleine Homestays zu bilden.