23. September 2016

Von Pagwi nach Wagu bis in den April River über Bucka Bucki nach Paro und wieder zurück


Der Start unserer Tour im Upper Sepik ist harzend. Priska`s Magen macht nicht so mit, wie wir geplant haben. Der Flieger nach Wewak geht ohne uns! Der nächste Flug, der Platz für uns hat geht erst einige Tage später. Ein «no go» für uns. Ein neuer Plan muss her. Peter organisiert, dass wir mit dem public Bus nach Mount Hagen fahren könne. Von da geht ein Flug, mit Platz für uns, nach Wewak. Mathew und die nächsten Trubels erwarten auf uns. Einen Haufen Geld muss her um die Tour zu finanzieren. Beim besten Willen spucken die Automaten nicht genug aus und auf jeglicher Bank ist auch nichts zu machen! Mathew, unser Guide, will fahren, da es sonst zu spät wird. Gut drei Stunden Autofahrt bis Pagwi liegen vor uns. Die Strasse ist voller Schlaglöcher und die Brücken etwas furchteinflössend. Ich bin froh als wir durchgerüttelt aber heil in Pagwi ankommen. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht wissen, dass dies der einfachere Teil der Reise war!

Mathew und sein Sohn, Wafi beladen das Boot mit Lebensmittel, unserem Gepäck und einem Fass Petrol. Unterdessen regnet, blitzt und donnert es, wir sind alle schnell schön nass. Ein hin und her ob wir so wirklich fahren können. Mit Sack und Pack stehen wir bereits im Gasthous in Pagwi als Mathew doch entscheidet, dass wir fahren. Das Boot neu beladen und klitschnass einsteigen. Wer hätte gedacht, dass drei Stunden so lange sein können. Durch den Fahrtwind wird es kalt und bald schon stock dunkel. Ich bin mir nicht sicher ob Mathew immer weiss wo auf dem riiiiiiiesen Sepik River wir sind und wie er seine Wagu Lodge findet. Endlich drosselt er den Motor und steuert auf einige Lichter zu. Den Tipp «jede Sekunde geniessen» schien mir in diesen drei Stunden zum Teil unmöglich!

Die Strapazen haben sich gelohnt auch wenn sich herausstellt, dass wir schon sehr vom
Luxus vom fliessenden Wasser abhängig sind.



Das Guesthouse

In Mathew’s Guesthouse können wir uns trocknen, umziehen und Mathew kocht uns ein feines Znacht, nun geht’s uns schon viel besser. Das Haus ähnelt einem Jungsteinzeithaus, es steht auf Pfählen, der Boden ist aus Palmrinden, als wir das Haus zum ersten Mal betreten, sind wir nicht ganz sicher, ob der Boden wirklich hält. Alles ist aus Holz und Materialien aus dem Regenwald. Der Generator läuft, im vordersten Raum hat es Licht, dort essen wir. Die Zimmer sind ausgestattet mit Betten mit hübschen farbigen Moskitonetzen. Draussen ist das WC und Duschhäuschen. Das fliessende Wasser funktioniert zwar im Moment nicht, aber zu meinem Erstaunen hat es hier ein richtiges WC. Die Spülung funktioniert nun also mit dem Kübel Wasser vom See.

Der Tag war anstrengend, obwohl wir viel gesessen sind. Noela und ich müssen unbedingt nochmals den Bündel Geld bestaunen, den wir noch besitzen.



Am nächsten Morgen wecken uns etwa 3 Güggel, jaulende Hunde und Vögel. Wagu liegt an einem riesigen See, die Landschaft ist wunderschön und friedlich. Mit den Kids dürfen wir auf einen Dorfspaziergang. Die Leute sind ein wenig zurückhaltender als in Goroka aber sehr freundlich. Die Dorfschule dürfen wir auch bestaunen, eine absolut andere Welt als bei uns aber irgendwie mit viel Charme. Ich versuche mir vorzustellen, wie es ist, hier zu unterrichten, aber das geht fast nicht.

Am Nachmittag dürfen wir mit Wafi, Manasar, Peter und Sally fischen gehen. Nun können wir auch bei tollem Wetter die Bootsfahrt geniessen. Den Fisch gibt es zum Abendessen. Sehr lecker!











Tour

Am Sonntag geht es nun los auf die 3-tägige Sepiktour. Noela und ich sitzen wie immer im Rattansessel (wir nennen ihn Queensessel) während Manasar stehend das Boot steuert und Mathew & Cosy hinten auf dem Boot sitzen. Wir kommen uns teilweise doof vor, aber bei so langen Fahrten sind wir doch auch froh darum. Unterwegs zur ersten Unterkunft besuchen wir noch zwei andere Dörfer. Dort sehen wir, wie die Frauen am Fluss Sago herstellen aus der Sagopalme. Das Grundnahrungsmittel, zumindest am Sepik. Wir sind beeindruckt von dieser körperlich schweren Arbeit, was man den Oberärmen der Frauen ansieht. Wir schwitzen schon nur vom Dorfspaziergang.

Damit wir eine Unterkunft haben, räumt jeweils eine bekannte/ verwandte Familie von Mathew ihr Haus für uns. Das Boot ist jeweils schnell ausgeräumt, helfen dürfen wir nicht. Am Abend bestaunen wir mit Mathew von einem Aussichtspunkt die wunderschöne Regenwaldlandschaft im Sonnenuntergang. Die Klänge der Vögel und die Vielfalt, Dichte und Weite dieser Landschaft ist unfassbar.


Spirit house



Sagopalme






Duschen in anderen Kulturkreisen

Wie bereits Noela erwähnt hat, wird einem schnell bewusst, welcher Luxus das fliessende Wasser ist. Natürlich haben wir uns darauf eingestellt, dass wir keine Dusche, kein WC etc. haben werden im Regenwald. Natürlich war uns auch vollkommen bewusst, dass wir jeden Tag schwitzen, kleben und stinken werden. Wir wussten auch, dass die Papuas sich in den Kleidern waschen im Fluss.

Im Laufe des Nachmittags habe ich mir jeweils vorgestellt, dass wir uns gegen Abend ein ruhiges, privates Plätzchen suchen und uns westlich/europäisch waschen, damit die Kleider, die wir am nächsten Morgen wieder brauchen, nicht klitschnass sind. Ganz unkompliziert, so schwierig kann das ja nicht sein, der Fluss ist ja schliesslich riesig und die Dörfchen klein. Da unser Guide jedoch verantwortlich ist für uns, möchte er ständig wissen, wohin wir denn jetzt gehen, sobald wir die Unterkunft verlassen. Haben wir die Idee alleine loszuziehen, werden wir trotzdem begleitet von Dorfbewohnern, es ist besser so….

Ich bin mir das nicht gewohnt und komme mir schon bald wie ein Teenager vor, der ständig die Eltern um Erlaubnis fragen muss. Wir reisen alleine nach Papua, marschieren in Goroka alleine durch den Markt und jetzt sollten wir Begleitung zum Waschen haben?! Das geht ja gar nicht für mich. Noela ist sich solche Begleitung eher gewohnt von Afrika und meint schon bald, dass es für uns wahrscheinlich nicht möglich sein wird, alleine loszuziehen. Da ich teilweise doch ein recht sturer Kopf habe, lasse ich mir meine Vorstellungen aber nicht einfach aus dem Kopf schlagen. So freue ich mich immer noch riesig auf unsere abenteuerliche Dusche und erkläre Mathew, dass wir schon gross sind und die 200m bei Dunkelheit meistern werden. Die Guides meinen, es wäre doch besser, wenn vielleicht immerhin 2 Mädchen mitkommen würden. Uns bleibt keine andere Wahl, 2 Mädchen heisst in Papua etwa 7-10 Kinder bewaffnet mit Taschenlampen. Sie freuen sich riesig, die dupla white Meri zum Fluss zu begleiten und ich bekomme eine Kriese! Stampfend watschle ich hinterher, wir fragen uns, ob wir jetzt nun wirklich mit all dem Plunder ins Wasser sollen? Ich bin so am toibele, dass ich nicht mehr lange überlege und geradeaus ins Wasser marschiere. Es bleibt ja nichts Anderes übrig. Nun sind wir beide mit langen Hosen und T-Shirt, die am Körper kleben, im Wasser. Ein Blick zurück und gefühlte 10 Taschenlampen zielen auf uns. Noela (die hier übrigens teilweise auch Nora heisst) kriegt einen Lachanfall, mein Lachanfall ist eher kurz und wechselt sich wieder ab mit meinem Ärger.

Die Waschsituation wüssten wir nun besser zu meistern. So genossen wir dann am nächsten See unser Bädli, als die Guides am Nachmittag schliefen, ganz nach Papua Art aber ohne Begleitung. Wir mussten ständig lachen, da es für uns einfach ungewohnt ist, sich in so viel Stoff eingewickelt, versuchen zu waschen. Wir glauben, die Dorfbewohner haben sich auch amüsiert ab uns.



Bucka Buki und Paro



In Bucka Buki wollten wir den Regenwald, den wir immer vom Boot aus betrachten, einmal von einer anderen Perspektive erleben. Wir fragten Mathew, ob es irgendwie möglich ist, eine Buschtour zu machen. Schon bald stehen einige Dorfbewohner bereit, die mit 3 Kids mit uns losziehen zu einem wunderschönen schmalen Fluss, der mitten in den Busch führt. Man kommt sich vor wie in einem Film, eine total andere Welt, so dicht bewachsen, schattig, so viele Geräusche, die man gar nicht beschreiben kann. Wir sind ausgerüstet mit unseren Wanderschuhen, der Rest der Mannschaft natürlich Barfuss. Wir müssen zugeben, dass die Füsse der Papuas eben doch anders sind und ihre Trittsicherheit und Balance unsere übersteigt. Immer dabei, die riesigen Buschmesser (welche übrigens schon 3-jährige Kinder bestens bedienen).







Pandanuss, hier ein Nahrungsmittel

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