Der Start unserer Tour im Upper Sepik ist harzend. Priska`s
Magen macht nicht so mit, wie wir geplant haben. Der Flieger nach Wewak geht
ohne uns! Der nächste Flug, der Platz für uns hat geht erst einige Tage später.
Ein «no go» für uns. Ein neuer Plan muss her. Peter organisiert, dass wir mit
dem public Bus nach Mount Hagen fahren könne. Von da geht ein Flug, mit Platz
für uns, nach Wewak. Mathew und die nächsten Trubels erwarten auf uns. Einen Haufen
Geld muss her um die Tour zu finanzieren. Beim besten Willen spucken die
Automaten nicht genug aus und auf jeglicher Bank ist auch nichts zu machen!
Mathew, unser Guide, will fahren, da es sonst zu spät wird. Gut drei Stunden
Autofahrt bis Pagwi liegen vor uns. Die Strasse ist voller Schlaglöcher und die
Brücken etwas furchteinflössend. Ich bin froh als wir durchgerüttelt aber heil
in Pagwi ankommen. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht wissen, dass
dies der einfachere Teil der Reise war!
Mathew und sein Sohn, Wafi beladen das Boot mit
Lebensmittel, unserem Gepäck und einem Fass Petrol. Unterdessen regnet, blitzt
und donnert es, wir sind alle schnell schön nass. Ein hin und her ob wir so
wirklich fahren können. Mit Sack und Pack stehen wir bereits im Gasthous in
Pagwi als Mathew doch entscheidet, dass wir fahren. Das Boot neu beladen und
klitschnass einsteigen. Wer hätte gedacht, dass drei Stunden so lange sein
können. Durch den Fahrtwind wird es kalt und bald schon stock dunkel. Ich bin
mir nicht sicher ob Mathew immer weiss wo auf dem riiiiiiiesen Sepik River wir
sind und wie er seine Wagu Lodge findet. Endlich drosselt er den Motor und
steuert auf einige Lichter zu. Den Tipp «jede Sekunde geniessen» schien mir in
diesen drei Stunden zum Teil unmöglich!
Die Strapazen haben sich gelohnt auch wenn sich
herausstellt, dass wir schon sehr vom
Luxus vom fliessenden Wasser abhängig sind.
Luxus vom fliessenden Wasser abhängig sind.
Das Guesthouse
In Mathew’s
Guesthouse können wir uns trocknen, umziehen und Mathew kocht uns ein feines
Znacht, nun geht’s uns schon viel besser. Das Haus ähnelt einem
Jungsteinzeithaus, es steht auf Pfählen, der Boden ist aus Palmrinden, als wir
das Haus zum ersten Mal betreten, sind wir nicht ganz sicher, ob der Boden
wirklich hält. Alles ist aus Holz und Materialien aus dem Regenwald. Der
Generator läuft, im vordersten Raum hat es Licht, dort essen wir. Die Zimmer
sind ausgestattet mit Betten mit hübschen farbigen Moskitonetzen. Draussen ist
das WC und Duschhäuschen. Das fliessende Wasser funktioniert zwar im Moment
nicht, aber zu meinem Erstaunen hat es hier ein richtiges WC. Die Spülung
funktioniert nun also mit dem Kübel Wasser vom See.
Der Tag war
anstrengend, obwohl wir viel gesessen sind. Noela und ich müssen unbedingt
nochmals den Bündel Geld bestaunen, den wir noch besitzen.
Am nächsten Morgen wecken uns etwa 3 Güggel, jaulende Hunde
und Vögel. Wagu liegt an einem riesigen See, die Landschaft ist wunderschön und
friedlich. Mit den Kids dürfen wir auf einen Dorfspaziergang. Die Leute sind
ein wenig zurückhaltender als in Goroka aber sehr freundlich. Die Dorfschule
dürfen wir auch bestaunen, eine absolut andere Welt als bei uns aber irgendwie
mit viel Charme. Ich versuche mir vorzustellen, wie es ist, hier zu
unterrichten, aber das geht fast nicht.
Am Nachmittag dürfen wir mit Wafi, Manasar, Peter und Sally
fischen gehen. Nun können wir auch bei tollem Wetter die Bootsfahrt geniessen.
Den Fisch gibt es zum Abendessen. Sehr lecker!
Tour
Am Sonntag geht es nun los auf die 3-tägige Sepiktour. Noela
und ich sitzen wie immer im Rattansessel (wir nennen ihn Queensessel) während
Manasar stehend das Boot steuert und Mathew & Cosy hinten auf dem Boot
sitzen. Wir kommen uns teilweise doof vor, aber bei so langen Fahrten sind wir
doch auch froh darum. Unterwegs zur ersten Unterkunft besuchen wir noch zwei
andere Dörfer. Dort sehen wir, wie die Frauen am Fluss Sago herstellen aus der
Sagopalme. Das Grundnahrungsmittel, zumindest am Sepik. Wir sind beeindruckt
von dieser körperlich schweren Arbeit, was man den Oberärmen der Frauen
ansieht. Wir schwitzen schon nur vom Dorfspaziergang.
Damit wir eine Unterkunft haben, räumt jeweils eine
bekannte/ verwandte Familie von Mathew ihr Haus für uns. Das Boot ist jeweils
schnell ausgeräumt, helfen dürfen wir nicht. Am Abend bestaunen wir mit Mathew
von einem Aussichtspunkt die wunderschöne Regenwaldlandschaft im
Sonnenuntergang. Die Klänge der Vögel und die Vielfalt, Dichte und Weite dieser
Landschaft ist unfassbar.
Duschen in anderen Kulturkreisen
Wie bereits Noela erwähnt hat, wird einem schnell bewusst,
welcher Luxus das fliessende Wasser ist. Natürlich haben wir uns darauf
eingestellt, dass wir keine Dusche, kein WC etc. haben werden im Regenwald.
Natürlich war uns auch vollkommen bewusst, dass wir jeden Tag schwitzen, kleben
und stinken werden. Wir wussten auch, dass die Papuas sich in den Kleidern
waschen im Fluss.
Im Laufe des Nachmittags habe ich mir jeweils vorgestellt,
dass wir uns gegen Abend ein ruhiges, privates Plätzchen suchen und uns
westlich/europäisch waschen, damit die Kleider, die wir am nächsten Morgen
wieder brauchen, nicht klitschnass sind. Ganz unkompliziert, so schwierig kann
das ja nicht sein, der Fluss ist ja schliesslich riesig und die Dörfchen klein.
Da unser Guide jedoch verantwortlich ist für uns, möchte er ständig wissen,
wohin wir denn jetzt gehen, sobald wir die Unterkunft verlassen. Haben wir die
Idee alleine loszuziehen, werden wir trotzdem begleitet von Dorfbewohnern, es
ist besser so….
Ich bin mir das nicht gewohnt und komme mir schon bald wie
ein Teenager vor, der ständig die Eltern um Erlaubnis fragen muss. Wir reisen
alleine nach Papua, marschieren in Goroka alleine durch den Markt und jetzt
sollten wir Begleitung zum Waschen haben?! Das geht ja gar nicht für mich.
Noela ist sich solche Begleitung eher gewohnt von Afrika und meint schon bald,
dass es für uns wahrscheinlich nicht möglich sein wird, alleine loszuziehen. Da
ich teilweise doch ein recht sturer Kopf habe, lasse ich mir meine
Vorstellungen aber nicht einfach aus dem Kopf schlagen. So freue ich mich immer
noch riesig auf unsere abenteuerliche Dusche und erkläre Mathew, dass wir schon
gross sind und die 200m bei Dunkelheit meistern werden. Die Guides meinen, es
wäre doch besser, wenn vielleicht immerhin 2 Mädchen mitkommen würden. Uns
bleibt keine andere Wahl, 2 Mädchen heisst in Papua etwa 7-10 Kinder bewaffnet
mit Taschenlampen. Sie freuen sich riesig, die dupla white Meri zum Fluss zu
begleiten und ich bekomme eine Kriese! Stampfend watschle ich hinterher, wir
fragen uns, ob wir jetzt nun wirklich mit all dem Plunder ins Wasser sollen?
Ich bin so am toibele, dass ich nicht mehr lange überlege und geradeaus ins
Wasser marschiere. Es bleibt ja nichts Anderes übrig. Nun sind wir beide mit
langen Hosen und T-Shirt, die am Körper kleben, im Wasser. Ein Blick zurück und
gefühlte 10 Taschenlampen zielen auf uns. Noela (die hier übrigens teilweise
auch Nora heisst) kriegt einen Lachanfall, mein Lachanfall ist eher kurz und
wechselt sich wieder ab mit meinem Ärger.
Die Waschsituation wüssten wir nun besser zu meistern. So
genossen wir dann am nächsten See unser Bädli, als die Guides am Nachmittag
schliefen, ganz nach Papua Art aber ohne Begleitung. Wir mussten ständig
lachen, da es für uns einfach ungewohnt ist, sich in so viel Stoff
eingewickelt, versuchen zu waschen. Wir glauben, die Dorfbewohner haben sich
auch amüsiert ab uns.
Bucka Buki und Paro
In Bucka Buki wollten wir den Regenwald, den wir immer vom
Boot aus betrachten, einmal von einer anderen Perspektive erleben. Wir fragten
Mathew, ob es irgendwie möglich ist, eine Buschtour zu machen. Schon bald
stehen einige Dorfbewohner bereit, die mit 3 Kids mit uns losziehen zu einem
wunderschönen schmalen Fluss, der mitten in den Busch führt. Man kommt sich vor
wie in einem Film, eine total andere Welt, so dicht bewachsen, schattig, so
viele Geräusche, die man gar nicht beschreiben kann. Wir sind ausgerüstet mit
unseren Wanderschuhen, der Rest der Mannschaft natürlich Barfuss. Wir müssen
zugeben, dass die Füsse der Papuas eben doch anders sind und ihre
Trittsicherheit und Balance unsere übersteigt. Immer dabei, die riesigen
Buschmesser (welche übrigens schon 3-jährige Kinder bestens bedienen).