Nachdem wir in Miri Johanna leider wieder in die Schweiz
zurückreisen lassen mussten, entschieden wir uns nach Kuching weiterzureisen. Johanna,
wir wären natürlich gerne noch weiter mit dir gereist, dann hättest du fast
noch ein wenig Sepik Feeling gehabt. Es war toll mit dir!
In Kuching wartete harte Arbeit auf uns, wir mussten nämlich
ganz viele neue Pläne schmieden. Was gibt es noch alles zu entdecken in und um
Kuching, wie lange bleiben wir da und vor allem, in welches Land gehen wir als
nächstes? Unser Budgetplan brachte uns auf Indonesien, zudem haben die tausende
Inseln viel zu bieten.
Zum Glück
erhielten wir von Joan einen guten Guide Tipp, damit wir nicht noch 100
Tourenvarianten vergleichen mussten. Also bestellten wir Malindo kurzerhand zu
unserem Hostel. Bevor es mit ihm auf die 3 tägige Tour geht ins Grüne, machen
wir uns am Morgen auf eigene Faust los zum Bako Nationalpark.
Bako
Nationalpark – Unsere Cookies auf Wanderschaft
Der Bus, der
um 8.00 Uhr hätte halten sollen, tauchte nirgends auf. Dafür hielt ein Auto an
und der Fahrer fragte uns, ob wir zum Park wollen. Unser Bauchgefühl meinte, es
sei völlig ok mit ihm mitzureisen und so war das auch. Mit dem Boot ging es
dann weiter zum Park, dort wurden wir abgeladen. Infos gab es nicht wirklich,
ein Kroki welche Touren man machen kann und wie lange die etwa dauern. Um 15.00
fuhr das letzte Boot, dann müssten wir spätestens retour sein. Ein wenig
verlassen standen wir beim Parkeingang und wussten nicht so recht, was wir
machen sollten. Da tauchte auch schon eine Amerikanerin auf die uns ihre Hilfe
anbot. Wir dachten, sie arbeite für den Park, sie war jedoch auch einfach eine
Touristin, sie nannte sich zwar explorer. Klingt natürlich schon besser als
Tourist. Sie könne uns zeigen, wo die Nasenaffen zu finden seien und falls wir
eine gelbe Schlange antreffen würden, sollen wir besser ein wenig Abstand
halten, die sei sehr giftig. Ah sowas, Schlangen, kennen wir doch, wir wissen
unterdessen auch, wie man sich verhält, wenn man eine Schlange antrifft.
Wegrennen oder stillstehen, beides haben wir ausprobiert und hat geklappt. Nun
zogen wir also los, unsere neue Kollegin kam in den Flip-Flop mit und erzählte
uns schon ein halbes Lexikon über Affenweibchen/ Männchen etc. Ob dies wohl
alles stimmt? Wir denken langsam, sie sei eventuell eine selbsternannte
Forscherin. Nach ein paar Metern sahen wir tatsächlich schon die ersten
Nasenaffen, jedoch, weil ein Guide uns zeigte, wo sie zu finden sind. Die Zeit
wurde langsam knapp und die Forscherin schlenderte uns doch ein wenig zu
langsam und quatschte ein bisschen sehr viel, so hängten wir sie ab und
marschierten im Schweizertempo weiter. Ein wurzliger Weg führte durch den
wunderschönen Regenwald und schon konnten wir die nächsten Nasenaffen auf den
Bäumen beobachten, so toll! Schon bald kamen wir an einem schönen Strand an, da
wartete ein herziges Äffchen (Makake) auf uns. Wir mussten natürlich ein paar
Selfies schiessen mit ihm, es sah harmlos aus. Der Guide, der uns entgegenkam,
warnte uns, die Laune der Affen könne sich schnell ändern, wir sollen ihm nicht
zu Nahe Grüezi sagen.
Brav
befolgten wir seinen Rat und machten uns los zu unserem Lunch. Wir suchten uns
ein Plätzchen weit oben auf den Steinen, damit wir genug Abstand zum Affen
haben.
Als wir
alles schön ausgebreitet hatten, unser Tunfischsandwich vertilgt und uns auf
unsere neuen Coconut Cookies freuten rief Noela plötzlich ganz aufgeregt: «
Schnell weg hier!» Mir war einen Moment lang nicht mehr wohl, weil ich nicht
wusste, welches Tier sich denn jetzt schon wieder zu uns gesellen möchte. Der
Affe stand vor uns, vor ihm ausgebreitet mein Sackmesser, die Cookies und
sonstige Knabbereien. Vor meinem geistigen Auge, sah ich den Affen schon mit
meinem Sackmesser davonspringen. Er zeigte uns die Zähne und Noela packte
schnell alles Mögliche in den Rucksack. Der Trick dem Affen ein Cookie zu
werfen, damit er hinterher springt wie ein Hund, klappte leider nicht. Er
schnappte sich unsere Coconut Guetzli und vertilgte sie genüsslich vor unseren
Augen. Etwa 4 aufs Mal dippte er ins Wasser, als wäre es eine feine Sauce dazu.
Von Teilen hat er wohl noch nie etwas gehört! Wir entschlossen, nun
weiterzugehen. Mit einem Boot konnten wir zum nächsten Strand fahren und von da
noch eine Tour machen. Die Vegetation war verblüffend anders und der Strand
einfach paradiesisch. Auf dem Retourweg mit dem Boot spürten wir wieder einmal
einen tropischen Platzregen.
Wir hatten einen wunderschönen Tag!
Longhouse Tour mit Malindo
Wow, der Typ mit der Kappe soll Malindo sein! Der erinnert
im ersten Moment doch sehr an Mathew. Ich erlebe ein kurzes dejà vue, werde
aber schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Was man Mathew an Infos
aus den Ohren ziehen musste, muss man Malindo stoppen zu reden. So viel wie er
redet können meine Ohren überhaupt nicht hören, kann nicht zu meinem Gehirn
transportiert werden und mein Gehirn kann es kaum verarbeiten. Zum Glück nimmt
sich Priska dieser Wörterlawine an. Wenn er nebst dem Gerede nur gut auf den
Verkehr achtet, ist mein Gedanke. Unter vielem anderem erzählt er vom Karma,
dass ihm anscheinend etwas bedeutet, er erwähnt es immer wieder. Auch seine
Familie ist Thema. Er lässt uns wissen, dass sein jüngster Sohn sein Karma ist.
Die Erklärung lässt nicht lange auf sich warten. Sein jüngster Sohn hätte viele
Flausen im Kopf, wie er selber dies auch hatte. Die Erklärungen und das
Gespräch geht weiter und ich döse langsam beim Geschaukel im Auto ein. Wir sind
schon ein rechtes Stück von der Stadt entfernt, als Malindo am Strassenrand
stoppt, ich aufwache, er aussteigt und ein Töff anhält. Er redet kurz mit dem
Fahrer, gestikuliert mit den Händen und steigt wieder ein. Was war das denn?
Sein Karma, welches völlig überraschend, so weit von der Stadt entfernt mit dem
Töff, den er ohne Ausweis nicht fahren darf, unterwegs ist. Malindo lässt, nach
kurzem zurecht weisen wie der Helm getragen wird, sein Karma weiterziehen und
auch wir halten das nächste Mal erst beim Markt um Einkäufe zu machen.
Alles kann hier gekauft werden. Viele Früchte und Gemüse,
die wir bis jetzt nur gesehen haben und nicht wussten was es ist, lernen wir
nun kennen. Malindo macht mit uns eine Markttour und erklärt wie was gekocht
und gegessen wird. Nun schätze ich sein gutes Mundwerk sehr. Bei vielem meint
er, dass er es für uns kaufen wird, damit wir es testen können. Nur die Python,
die zusammengerollt in einem Sack, angeboten wird will er nicht kaufen. Die
Einkäufe macht er wohlweislich ohne uns. Ich gehe davon aus er hätte mit uns
der doppelte Preis bezahlt.
Später geht es per Boot weiter. Man glaubt es kaum aber das
Karma scheint mit uns zu sein. Nach kurzer Zeit auf dem Boot sehen wir ein
Krokodil, dass schnell im Wasser verschwindet. Die Bootfahrer freuen sich wie
kleine Kinder und Malindo meint, er hätte hier noch nie ein Krokodil gesehen
und er würde schon seit 10 Jahren dieses Longhouse besuchen. Karma oder Glück
muss es sein!
Im Longhouse werden wir mit einem Gong willkommen geheissen.
Das Haus ist ca. 60 Meter lang und hat vielleicht etwa 20 Wohnungstüren. Der
Vorplatz ist mit einer Art Laube, die bedacht und teils geschlossen ist,
verbunden. Hier halten sich die Leute auf. Reden, trinken Tee, Kaffee oder
Reiswein, machen ein Nickerchen oder warten auf weiss wer was. Unser Nachtlager
wird hier aufgebaut. Da gestern ein alter Mann verstorben ist, herrscht im
Moment hier eher Ruhe. Viele sind am Totenwache halten. Trotz allem werden wir
vom Chef vom Longhouse, einem 50zig jährigem, strammen Mann herzlich begrüsst.
Gemeinsam mit der Frau, die uns beherbergt kochen wir unser Nachtessen. Ich
staune was Malindo tatsächlich eingekauft hat. Einige der unbekannten Gemüse
kommen in die Pfanne. Junge Jackfruit, Bambussprossen, die Blätter vom Maniok
und Ladiesfinger gehören zu meinen Favoriten.
Doch die Idylle trügt. Eine Grosse Reisegruppe von älteren
Damen und Herren aus Schweden werden mit dem Gong im Longhouse willkommen
geheissen. Nicht wirklich von uns. Dachten wir doch, soweit raus würden nicht
so viele Touristen reisen. Wir sind nahe an der Grenze zu Indonesien. Na ja,
einfach geschmeidig bleiben und trotzdem jede Sekunde geniessen. Lachen können
wir jedenfalls wegen den Schweden heute noch viel. Zum Beispiel als eine der
Damen kommandieren will wo ihre Matratze platziert werden soll. Wohl
verstanden, alles wird von den Frauen im Longhouse bestens hergerichtet und zur
Verfügung gestellt. Zum Glück gibt es da den Chef, der redet mal Klartext und
erklärt der Dame wie es läuft. Das Schauspiel wird für uns so richtig amüsant
als sie nach einem Ventilator fragt, um neben ihre Matratze zu stellen. Sie hat
wohl überhört oder vergessen, dass der Strom mit Generator und nur begrenzt
vorhanden ist. Oder gibt es in Schweden Ventilatoren, die ohne Strom
funktionieren?
Der Abend ist noch lange nicht zu Ende. Eine Gruppe ist
immer mit einem Guide unterwegs, zum Glück! Ricky wird den mitgebrachten
Reisbranntwein (sie sagen dem Whysky) bei der älteren Generation nicht los. Das
kommt uns doch ganz gelegen. Whysky-Ricky scheint auch nichts dagegen zu haben
den Schnaps in netter Gesellschaft zu geniessen. Alles Weitere überlasse ich
deiner Fantasie, nur eines musst du wissen! Milando bleibt bis zum bitteren
Ende als Anstandsdame an unserer Seite J!
Ein rechtes Frühstück mit Reis, Ei, Tee und viel Wasser
lässt das Kopfweh schnell vergehen. Heute steht für uns (ohne ältere Garde) ein
Iban Barbecue auf dem Programm. Diverses Gemüse, Poulet, und Reis grillen wir.
Alles wird separat in Bananenblätter gewickelt und dann in Bambusröhren
gestossen. Diese mit Wasser auffüllen und über das Feuer stellen. Wir helfen
den beiden Ibanleuten bei der Zubereitung und diese finden dies total lustig.
Wahrscheinlich stellen wir uns etwas ungeschickt an. Sie scheinen sich aber zu
freuen und wollen immer wieder mit uns trinken, natürlich nicht nur Wasser.
Schnell hat sich im Longhouse rumgesprochen, dass die beiden Mädels den Whisky
trinken und dies will wohl keiner verpassen! Immer wieder OHA, OHA, OHA was so
viel wie Prost bedeutet. Zum Glück ist das Glas heute aus einem Bambusrohr und
keiner kann sehen, dass ich kaum etwas trinke. Aus dem OHA wird mit der Zeit
doch ein Schweizer Jauchzer. Auch ohne Alkohol haben wir es mit den Iban sehr
lustig und das Barbecue war exzellent gut. Der Tag vergeht schnell und wir sind
nicht so unglücklich, ist heute kein Whysky-Ricky mehr im Longhouse. Die
meisten Leute sind beim Verstorbenen und wir liegen schon bald unter unseren
Mückennetzen. Einer gesellt sich in unsere Nähe, er liegt am Boden und raucht
eine Zigarette. Was ich zum Schlafen nicht so toll finde aber was solls, es
kommt ja überall frische Luft rein. Langsam nicke ich ein als plötzlich das
Mückennetz zu wackeln beginnt und jemand sich an meiner Matratze zu schaffen
macht. Ich setzte mich auf und sehe wie ein Stuhl zwischen unsere Matratzen
geschoben wird. Ich frage den Typ, der gerade noch geraucht hat was das soll.
Er zeigt in die Höhe und holt ein kleines, flauschiges Tier runter. Nur eine
Handvoll ist dieses Tier und hat ein weiches Fell. Keiner kann genug Englisch,
um uns zu sagen was das ist. Milando ist gerade nicht zu sehen. So haben wir
einfach Freude an diesem süssen Tier, streicheln es, beobachten es und machen
Fotos. Leider merkten wir nicht, wie viel Freude der Typ hatte. Nachdem er das
Tier in die Wohnung brachte, legt er sich direkt neben meine Matratze. Jede
seiner Bewegungen sind spürbar. Oh mein Gott, so habe ich mir diese Nacht nicht
vorgestellt. Erst als ich laut wurde und ihm mit Handzeichen zu verstehen gebe,
dass er sich verziehen soll, rollt er sich drei Mal weg und verschwindet später
ganz. Ich hatte eine friedliche Nacht! Salamac malam!
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